Viele Experten sind sich einig: Fluoridierung ist nach wie vor essentiell für die Kariesprävention und das schon bei den ganz kleinen Kindern. Dieses Ergebnis wird u.a. durch eine sehr hohe Anzahl an klinischen Studien belegt. Ein Fluorose-Risiko durch fluoridhaltige Zahnpasta ist nach Meinung von Experten gering. Im Zweifel wird für die Fluoridgabe plädiert, um Karies zu verhindern.
Die Zahlen der rückläufigen Karies bei den 12jährigen in Deutschland und weltweit ist als großer Erfolg zu werten.[1] Auch beim Milchzahngebiss der fünf- bis siebenjährigen ist eine positive Entwicklung zu beobachten, diese ist allerdings deutlich langsamer als bei den 12jährigen.[2] Es gibt hier seit zwei Jahrzehnten keinen wirklich überzeugenden Trend mehr. Insgesamt ist eine starke weltweite Karies-Polarisierung zu beobachten. In einigen Ländern der Welt ist die Milchzahnkaries zurückgegangen, wohingegen es in anderen Ländern sogar mehr Karies zu geben scheint.
Fluoridhaltige Zahnpasten – eindeutige Studienlage
Dabei sind präventive Effekte von fluoridhaltigen Zahnpasten in vielen Reviews und Studien belegt. Durch Zahnpasten, die Fluorid enthalten (wie z.B. elmex® Baby- oder elmex® Kinder-Zahnpasta mit Aminfluorid) wird eine Schicht aus Calciumfluorid auf dem Schmelz gebildet, es kommt zur Remineralisierung, Fluorid wird inkorporiert in die Zahnhartsubstanz. Zudem entstehen durch Fluorid antibakterielle Effekte. Auch Fluorid-Lacke (wie z.B. Duraphat® Fluoridierungslack) können erfolgreich zur Kariesprävention eingesetzt werden. In einem Cochrane-Review 2013 wurden dazu 22 Studien mit ca. 12.000 Kindern zusammengefasst.[3] Das Review-Ergebnis zeigte, dass der kariespräventive Effekt nicht nur im bleibenden Gebiss, sondern auch zu 37 Prozent im Milchgebiss aufgetreten ist. In Folge des Reviews ermöglichten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland ab 2019 die zweimal jährliche Abrechnung von Fluoridlack-Behandlungen durch Zahn- oder Kinderzahnärzt*innen, auch bei Kindern, die jünger als drei Jahre alt sind. Experten sehen darin eine gute Ausgangsbasis, die Kariesprävention bei sehr kleinen Kindern noch effektiver zu betreiben.
Fluoridierung – keine toxischen Risiken in der Praxis
Entsprechend dieser eindeutigen und umfassenden Studienlage sowie den Empfehlungen der Fachgesellschaften fragen sich viele Experten warum heute überhaupt über Fluorid diskutiert wird. Ein wesentlicher Grund für die anhaltenden Diskussionen über Fluoride und auch Fluoridierung sind die Meldungen über potenzielle Nebenwirkungen. Häufig wird über toxische Risiken diskutiert. Die toxischen Risiken sind allerdings sehr gut bekannt. Ein Beispiel verdeutlicht das: Die toxische Grenze ist fünf Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht. Ein Kind, das zwei Jahre alt ist und etwa zwölf Kilogramm wiegt, müsste eine gesamte Zahnpastatube schlucken um Fluorid am unteren toxischen Limit aufzunehmen. Für eine wirkliche Vergiftung müsste das Kind sechs Zahnpastatuben zu sich nehmen, was eher unrealistisch ist. Um die mit der Aufnahme von Fluorid verbundene Möglichkeit der Entstehung von milden Fluorosen einzudämmen, sollten Eltern darauf hingewiesen werden, die empfohlenen Zahnpasta-Mengen bei ihren Kindern nicht zu überschreiten.
Eine weitere gefürchtete Nebenwirkung ist die potenzielle Beeinträchtigung des Intelligenzquotienten (IQ). Es wird diskutiert, ob ein erhöhter Fluoridgehalt den IQ negativ beeinflussen kann. Die Studien, die sich darauf beziehen, haben allerdings mit dem Fluoridgehalt in Trinkwasser zu tun. Zudem wurden in manchen dieser Studien methodische Zweifel und Fehler nachgewiesen. In Untersuchungen der American Academy of Pediatric Dentistry (AAPD) wurde zudem gezeigt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der kognitiven Fähigkeit der Kinder und dem Fluoridgehalt gibt.
Die Schlussfolgerung der Experten lautet, entsprechend der Conclusio einer Übersichtsarbeit: es gibt eine klare Evidenz, dass Fluoride sehr effizient in der Kariesprävention eingesetzt werden können. Das bestätigen auch aktuelle Richtlinien und Empfehlungen u.a. der EAPD, der International Association of Paediatric Dentistry (IAPD), der AAPD sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Quelle:
[1] decayed missing filled tooth (DMFT)-Index 1990 – 2016
[2] dmft-Index beim Milchzahngebiss 1994/1995 - 2016
[3] “Fluoride varnishes for preventing dental caries in children and adolescents”, Cochrane Systematic Review - Intervention Version published: 11 July 2013
Duraphat® Dentalsuspension. Wirkstoff: Natriumfluorid. Zusammensetzung: 1 ml Suspension enthält 50 mg Natriumfluorid (entsprechend 22,6 mg Fluoridionen). Sonstige Bestandteile: Ethanol 96 %, Gebleichtes Wachs, Kolophonium, Himbeer-Aroma, Schellack, Mastix, Saccharin. Anwendungsgebiete: Kariesprophylaxe, Behandlung überempfindlicher Zahnhälse. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Ulcerierende Gingivitiden und Stomatitiden, allergisches Asthma bronchiale. Nebenwirkungen: Bei Neigung zu allergischen Reaktionen sind in Ausnahmefällen, besonders bei breitflächiger Applikation, ödematöse Schwellungen der Mundschleimhaut beobachtet worden. In sehr seltenen Fällen wurden ulcerierende Gingivitiden und Stomatitiden, Brechreiz und Übelkeit sowie Hautreizungen und Angioödeme beschrieben. Bei Patienten mit allergischem Asthma bronchiale können in seltenen Fällen Asthmaanfälle auftreten. Warnhinweis: Enthält 33.14 Vol-% Alkohol. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Pharmazeutisches Unternehmen: CP GABA GmbH, Beim Strohhause 17, 20097 Hamburg. Verschreibungspflichtig Stand April 2014.